MARKET INTELLIGENCE PORTFOLIO PROJEKT

Der Schweizer Kunstmarkt: Wohin steuert der Wert im Jahr 2026?

Strategische Erkenntnis: Der Markt konsolidiert sich um die "Flucht in die Sicherheit" (Flight to Safety) von HNW-Sammlern und die strukturelle Stärke des mittleren Marktsegments.

Der Markt für zeitgenössische Kunst im Jahr 2025 ist durch eine strategische Neuausrichtung gekennzeichnet, die sich durch eine grundlegende Entkopplung von Wert und Volumen auszeichnet. Die Daten und die Sammlerbasis des Schweizer Marktes liefern wichtige Einblicke in die finanzielle Strategie, die diesen Wandel vorantreibt.

1. Globale Markttrends: Divergenz und Kontraktion

Der globale Markt weist eine klare Bifurkation zwischen der obersten und der untersten Stufe auf, wodurch am oberen Ende ein grosses finanzielles Risiko entsteht:

  • Wertkontraktion: Der gesamte globale Kunstmarkt verzeichnete im Jahr 2024 geschätzte 57,5 Milliarden US-Dollar Umsatz, was einem deutlichen RĂĽckgang von 12% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
  • RĂĽckgang im zeitgenössischen Sektor: Der Sektor fĂĽr zeitgenössische Kunst erlitt einen ausgeprägten WertrĂĽckgang von 36% und erreichte nur 1,4 Milliarden US-Dollar.
  • Volumenanstieg als Sicherheitsnetz: Trotz des sinkenden finanziellen Wertes stieg die Anzahl der globalen Transaktionen um 3% und erreichte ein beträchtliches Volumen von 40,5 Millionen Transaktionen.
  • Der Motor des mittleren Marktsegments: Händler mit einem Umsatz unter 250.000 US-Dollar zeigten die grösste finanzielle Stärke und erzielten im Jahr 2024 ein jährliches Umsatzwachstum von 17%.
  • Kontraktion im High-End-Segment: Der Gesamtwert der Top 10 zeitgenössischen Werke, die bei Auktionen verkauft wurden, sank im Vergleich zum Vorjahr um steile 36%.

2. Trends bei Schweizer HNW-Sammlern: Die Flucht in die Sicherheit

Die Aktivitäten von Schweizer Institutionen und Sammlern unterstreichen die grundlegende Verschiebung des Marktes hin zu Kunst als Strategie zur Werterhaltung – eine grosse Chance für lokale Auktionshäuser:

  • Kunst als Hauptanlage: High-Net-Worth (HNW) Sammler erhöhten das finanzielle Gewicht von Kunst in ihren Portfolios erheblich und wiesen im Jahr 2025 durchschnittlich 20% ihres Gesamtvermögens der Kunst zu (ein Anstieg von 15% im Jahr 2024).
  • Haltestrategie: Die Verkaufsabsicht sank im Jahr 2025 dramatisch auf nur 25%, was eine kollektive Entscheidung bestätigt, Kunst in Zeiten der Unsicherheit als Kapitalanlage zu nutzen.
  • Auktions-De-Risking: Garantien deckten in H1 2025 beispiellose 72,9% des Gesamtwertes der Post-War und Contemporary Abendverkäufe ab, was eine extreme Abhängigkeit von finanzieller Risikominderung bestätigt.
  • Migration zu privaten Verkäufen: Private Verkäufe, die von Auktionshäusern verwaltet werden, verzeichneten ein robustes Wachstum von 14%, da hochwertige Transaktionen aus GrĂĽnden der Diskretion und Preissicherheit auf private Kanäle verlagert werden.
  • Digitale Präferenz: Schweizer HNW-Sammler zeigen eine einzigartige Präferenz dafĂĽr, Käufe online ĂĽber die Website einer Galerie abzuschliessen, was robuste digitale Verkaufsplattformen erforderlich macht.

3. Schweizer Marktsegmentierung: Extreme Positionierung nach Preisstufe

Die Analyse einer kuratierten Auswahl von 650 verkauften Kunstwerken aus dem 20. Jahrhundert, die in den vier grossen Schweizer Auktionshäusern verkauft wurden, zeigt einen Markt, der von extremer Spezialisierung und starker Wertkonzentration gekennzeichnet ist. Diese repräsentative Stichprobe zeigt drei unterschiedliche Betriebsmodelle, die verschiedene Sammlersegmente bedienen.

Anwendungsbereich-Hinweis: Diese Analyse basiert auf einer kuratierten Stichprobe von 650 Kunstwerken, die Kunst des 20. Jahrhunderts repräsentieren und im Jahr 2025 bei den Auktionshäusern Germann (288), Koller (173), Kornfeld (91) und Schuler (98) verkauft wurden, mit einem Gesamthammerwert von 36,4 Millionen CHF. Diese Auswahl bietet eine repräsentative Momentaufnahme der Marktpositionierung und spiegelt nicht den gesamten Jahresumsatz dieser Häuser wider.

4. Methodik: Datengesteuerte Marktinformationen

Diese Analyse demonstriert einen skalierbaren Ansatz für wettbewerbsfähige Marktinformationen unter Verwendung systematischer Datenerfassungs- und Analysemethoden:

  • Automatisierte Datenaggregation: Auktionsergebnisse wurden systematisch aus öffentlich zugänglichen Quellen der vier grossen Schweizer Auktionshäuser gesammelt, um eine umfassende Abdeckung des analysierten Marktzeitraums 2025 zu gewährleisten.
  • Standardisierte Verarbeitung: Benutzerdefinierte Python-Skripte normalisierten unterschiedliche Datenformate (KĂĽnstlernamen, Preisstrukturen, Loskategorisierungen) in ein einheitliches Analyseframework, das direkte hausĂĽbergreifende Vergleiche ermöglichte, die einzelnen Häusern zuvor nicht zur VerfĂĽgung standen.
  • Mehrdimensionale Analyse: Der Datensatz erfasst Hammerpreise, Schätzbereiche, KĂĽnstlerzuschreibungen, Medientypen und Auktionsdaten – was eine Segmentierung nach Wertklasse, Hauspositionierung, Schätzgenauigkeit und Marktanteil des KĂĽnstlers ermöglicht.
  • Wettbewerbs-Benchmarking: Durch die Aggregation von Daten ĂĽber mehrere Häuser hinweg zeigt dieser Ansatz die relative Positionierung, Preisstrategien und Marktkonzentrationsrisiken auf, die bei der isolierten Analyse von Einzelhausdaten unsichtbar bleiben.

Nutzenversprechen für Auktionshäuser: Diese Methodik kann intern eingesetzt werden, um die Aktivitäten von Wettbewerbern zu überwachen, Schätzstrategien zu validieren, aufkommende Künstlertrends zu identifizieren und die Einlieferungsakquise zu optimieren – wodurch öffentlich zugängliche Marktdaten in proprietäre strategische Informationen umgewandelt werden. Hinweis: Die hier dargestellten spezifischen Empfehlungen basieren auf begrenzten öffentlich zugänglichen Daten und dienen in erster Linie zur Demonstration der Analysefähigkeiten. Eine umfassende interne Beauftragung würde proprietäre Auktionsdaten, Einliefererbeziehungen und vertrauliche Verkaufsmetriken nutzen, die in öffentlichen Quellen nicht verfügbar sind.


5. Marktanalyse der Positionierung

  • Ultra-High-End Prestige: Kornfelds Dominanz: Die Galerie Kornfeld (Bern) operiert mit einem Medianpreis von 90.000 CHF – ĂĽber 50-mal höher als Germann/Schuler und 6-mal höher als Koller. Obwohl Kornfeld nur 14% des Gesamtvolumens ausmacht, erfasst es 67,5% des gesamten Marktwerts (24,6 Mio. CHF).
  • Mid-Market VolumenfĂĽhrer: Kollers ausgewogene Position: Koller Auktionen hält einen Medianpreis von 15.000 CHF und positioniert sich damit zwischen den Einsteigerhäusern und dem Prestige-Segment von Kornfeld. Mit 173 verkauften Losen repräsentiert Koller den idealen Punkt fĂĽr Sammler, die Qualität ohne Ultra-Premium-Preise suchen.
  • Zugänglichkeit fĂĽr Einsteiger: Germann & Schulers Massenmarkt: Germann und Schuler operieren mit bemerkenswert ähnlichen Preispunkten (Median 1.775 CHF bzw. 1.900 CHF), was zusammen 59% des Gesamtvolumens (386 Lose), aber nur 4,8% des Wertes ausmacht. Dies bestätigt ihre Rolle als volumenorientierte, zugängliche Einstiegspunkte fĂĽr neue Sammler.
  • Preisverteilung offenbart Chancen: Ăśber 52% aller Transaktionen finden unter 5.000 CHF statt, was eine robuste Nachfrage zu zugänglichen Preispunkten demonstriert. Allerdings treibt das Segment 250K+ (4,3% des Volumens) eine unverhältnismässige Wertkonzentration voran, was die "Langhantelstrategie" (barbell strategy) beim Schweizer Kunstsammeln bestätigt.

📊 Marktdatenanalyse

Evidenzbasierte Erkenntnisse: Die folgenden Visualisierungen wurden aus einer kuratierten Auswahl von 650 tatsächlich verkauften Kunstwerken aus dem 20. Jahrhundert von grossen Schweizer Auktionshäusern (Koller, Kornfeld, Germann, Schuler) generiert.

Methodik-Hinweis: Es wurde eine proprietäre Datenstruktur-Pipeline entwickelt, um unterschiedliche öffentliche Verkaufsdokumente effizient zu verarbeiten und Schlüsselmetriken (Preis, Medium, Zuschreibung) in einen zusammenhängenden Datensatz zur Analyse zu normalisieren. Diese kuratierte Stichprobe bietet eine repräsentative Momentaufnahme der Marktpositionierung über verschiedene Preisstufen hinweg.

Gesamtkunstwerke
-
Medianpreis
-
Durchschnittspreis
-
Gesamtwert
-

Positionierung der Auktionshäuser

Median-Hammerpreis nach Auktionshaus (CHF)

Wertkonzentration

Gesamtwert nach Auktionshaus (CHF Millionen)

Volumenverteilung

Anzahl der Kunstwerke nach Auktionshaus

Preisklassenverteilung

Volumen nach Preissegment

Wert nach Preisstufe

Gesamtwertkonzentration ĂĽber Preisklassen hinweg

Marktanteil nach Wert

Prozentsatz des gesamten Marktwerts nach Auktionshaus


4. HausĂĽbergreifende Informationen: Wettbewerbspositionierung

Top 10 KĂĽnstler nach Gesamteinnahmen
KĂĽnstler Einnahmen Lose Durchschn. Preis
Preisschätzungsgenauigkeit: Wie gut Häuser im Vergleich zu Schätzungen abschneiden
Strategische Empfehlungen nach Haus

Datenquelle: Kuratierte Auswahl von 650 verkauften Kunstwerken aus dem 20. Jahrhundert von Koller Auktionen, Galerie Kornfeld, Germann und Schuler Auktionen (2025).